Die Zukunft ist Jetzt, nach Elon Musk
Von Jerry Brownstein
In jeder Generation gibt es einige wenige Menschen, die in der Lage sind, die Welt dramatisch zu verändern. Und Elon Musk tut dies gerade für das neue Millennium. Er hat eine einleuchtende Vision darüber, wie sich die Welt entwickeln müsste. Zudem verfügt er über die einzigartige Fähigkeit, diese Visionen ins Alltagsleben zu tragen. In den vergangenen 14 Jahren hat Musk den Kurs einer großen Anzahl von Industriezweigen und Aktivitäten verändert: Darunter die Raumfahrt, die Autobranche, die Energiespeicherung, Solarenergie, das Hochgeschwindigkeits-Transportwesen sowie die künstliche Intelligenz. Und es wird noch viel mehr kommen …
Elon Musk ist in Südafrika geboren und wuchs auch dort auf. Doch im Alter von 17 Jahren zog er nach Kanada, in das Heimatland seiner Mutter. Bald darauf ging er in die USA. Er war ein ausgezeichneter Student der angewandten Physik und der Computer-Wissenschaften. Das brachte ihn 1995 dazu, als 24-Jähriger ein Internet-Finanzierungsunternehmen zu gründen. Daraus entstanden andere Firmen und letztendlich gipfelte alles in Pay Pal, dem dominierenden Zahlungssystem im Internet. 2002 wurde Pay Pal von eBay für 1.5 Milliarden Dollar übernommen, und der junge Herr Musk wurde ein reicher Mann. Aber was sollte er mit diesem Wohlstand anfangen? Er hätte in den vorzeitigen Ruhestand gehen und sich der Philanthropie widmen können, wie viele andere vor ihm es bereits getan hatten, doch Musk wurde von seiner Leidenschaft getrieben, seine Zukunftsvisionen zu realisieren.
Eine seiner Passionen war die Raketentechnologie. Denn er hatte das Gefühl, dass man Weltraumreisen durch innovative Erfindungen revolutionieren und weitaus preiswerter machen könnte. Mit seinem Geld aus dem Pay Pal-Verkauf startete er in ein unternehmerisches Abenteuer, das man zweifelsohne als unklug hätte bewerten können: Er gründete eine Raketenfirma namens SpaceX. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich keine Privatfirma in ein solches Wagnis gestürzt. Man hatte angenommen, dass nur Regierungen solche komplexen und teuren Projekte durchführen könnten. Aber Musk ließ sich nicht abschrecken und 2004 begann SpaceX damit, Versuchsraketen zu bauen. Aber auch das reichte seinem fruchtbaren Geist nicht, deshalb ließ er sich auf ein weiteres unkluges Projekt ein. Dieses Mal hieß die Firma Tesla, sie sollte Elektro-Autos bauen und allen anderen Automobilkonzernen der Welt Konkurrenz machen.
Musk hatte die Vision, die Automobilbranche zu revolutionieren, indem er die Produktion von sauberen und effizienten Elektro-Fahrzeugen beträchtlich ankurbelte. Mit dem Ziel, die Menschheit schneller in eine nachhaltigere Zukunft zu führen. Erneut startete er ein Business, dem die meisten Leute das Scheitern voraussagten. Denn wie sollte eine kleine Firma auf diesem wettbewerbsorientierten Markt überleben? Zwei Jahre später, die Autofirma befand sich noch in der Planungsphase, gründete Musk ein weiteres Unternehmen, um seiner Vision einer nachhaltigen planetaren Energieversorgung gerecht zu werden. Diese Firma nannte er Solar City, und ihr Ziel war es, Solaranlagen in Millionen nordamerikanischer Haushalte einziehen zu lassen.
In den vier Jahren nach seinem Pay Pal-Verkauf war Musk seinen Visionen gefolgt, dabei hatte er sein gesamtes Geld in drei unsichere Projekte gesteckt. Viele Leute betrachteten ihn als wahnsinnigen Internet-Millionär, der seinen Verstand verloren hatte. Und 2008 sah es tatsächlich danach aus, als würden diese Kritiker recht behalten. Denn SpaceX hatte zwar herausgefunden, wie man Raketen konstruiert, aber leider funktionierten diese nicht allzu gut. Drei Startversuche wurden gemacht und jedes Mal explodierten die Raketen, bevor sie den Orbit erreichten. Auch Tesla, die Elektroauto-Firma, kam nicht richtig in Schwung, und Solar City war weit davon entfernt, Realität zu werden. Aber genau in dem Moment, als es danach aussah, dass sich alle Träume in Luft auflösen würden, veränderte sich die Situation.
Im September 2008 startete SpaceX die vierte Rakete – die letzte, die sie sich leisten konnten –, und diese konnte einen Satelliten in die Umlaufbahn bringen. So wurde SpaceX zum regulären Kunden der NASA, sie schickten von nun an Satelliten ins Orbit und versorgten die internationale Raumfahrtstation mit 100-prozentigem Erfolg. Und auf einer ihrer letzten Missionen taten die SpaceX-Experten etwas, was niemand zuvor getan hatte: Sie ließen die gebrauchte Antriebsrakete auf einer schwimmenden Plattform im Ozean landen. In der Geschichte der Raketentechnologie war es bis dahin Standard gewesen, dass die große Antriebsrakete, mit der die Raumsonde in den Himmel geschossen wird, im Meer versank und nicht mehr gefunden wurde. Für Musk machte das keinen Sinn, deshalb erforschte er, wie man diese teuren Objekte wiederverwerten kann. Was gleichzeitig wirtschaftlicher und umweltfreundlicher ist. Die gebrauchte Antriebsrakete neu aufzufüllen kostet 250.000 Euro, der Bau einer neuen hingegen 50 Millionen.
Mittlerweile ist Solar City der größte Installateur von Solaranlagen in den USA, obendrein baut das Unternehmen die größte Solarzellen-Firma des Landes auf. Und was wurde aus dem zum Scheitern verurteilten Traum, Elektroautos zu produzieren und alle Mitbewerber der Branche aus dem Rennen zu schlagen? Zu dem Zeitpunkt als SpaceX abhob, wurde das erste Tesla-Fahrzeug angekündigt, das Model S. 2012 ging diese Serie in Produktion. Daraufhin folgte eine sehr innovative Marketing-Strategie: Musk, der hofft, Millionen seiner bezahlbaren Elektro-Autos an jedermann verkaufen zu können, ließ ein Fahrzeug bauen, das sehr luxuriös, sehr schnell und sehr teuer war. Warum begann er mit einem Auto, das sich kaum jemand leisten konnte?
Musk wollte ein schönes technisches Juwel erschaffen, mit dem man das allgemeine Interesse an Elektro-Autos wecken und dem Namen Tesla Respekt verschaffen konnte. Die Erfahrungen, die man beim Bau dieses teuren Fahrzeugs sammelte, flossen in die Entwicklung des Modells 3 ein, das im kommenden Jahr auf den Markt kommen soll. Auch dieses Auto ist sehr schön und verfügt über eine sehr fortschrittliche Technologie, aber es ist bezahlbar. Durch das Modell S gewann Tesla an Glaubwürdigkeit, und das Modell 3 kann künftig zu einem großartigen Spieler in der weltweiten Automobilbranche werden. Kommt hinzu, dass Musk mit demselben Enthusiasmus die Herausforderung angenommen hat, für ausreichende Ladestationen zu sorgen. Tesla baut derzeit Tausende potente Super-Ladestationen in den USA, und das Unternehmen will auch weltweit expandieren. Die Ladestationen werden von der Sonne angetrieben und sind für Tesla-Autos gratis. Und sie werden zehnmal schneller laden können als die aktuellen Installationen.
So wurden alle drei visionären Projekte erfolgreich, die nach Pay Pal ins Leben gerufen wurden. Aber das ist nur der Beginn von Musk’s Kreuzzug, mit dem er die Zukunft in die Gegenwart transportieren will. Tesla wird eine riesige Menge qualitativ hochwertiger Solarbatterien benötigen, für die Millionen von Autos, die sie verkaufen wollen. Deshalb baut das Unternehmen in Nevada (USA) an einer riesigen „Gigafactory”, in der die jährliche weltweite Gesamtproduktion an Lithium-Ionen-Batterien verdoppelt werden soll. Auch hat Musk seine Aufmerksamkeit auf die Entwicklung eines neuen Massentransport-Systems gerichtet, das er „Hyperloop“ nennt. Wie andere von Musk inspirierte Kreationen wirkt das Hyperloop-Konzept wie einem Science-Fiction-Film entsprungen, doch in Kalifornien wird das System bereits getestet. Es besteht aus einem Netzwerk überirdischer Rohre, in denen großer Niederdruck herrscht, damit Kapseln, die groß wie Busse sind, sich mit annähernd 1.200 kph fortbewegen können. Musk’s Ziel ist es, „Menschen und Ladungen schneller zu befördern, als man es bisher für möglich hält“. Dies werde die Welt kleiner, sauberer und effizienter machen.
In diesem Jahr gründete Musk außerdem „OpenAI“. Mit diesem Projekt will er die Künstliche Intelligenz (AI) entwickeln, in einer Art und Weise, die sicher ist und der Menschheit Vorteile bringt. Indem er die Künstliche Intelligenz jedermann zugänglich macht, hofft Musk darauf, „etwas gegen große Konsortien tun zu können, die durch die Kontrolle der superintelligenten Systeme zu viel Macht bekommen könnten. Oder gegen Regierungen, die versuchen, ihre Bürger durch künstliche Intelligenz zu kontrollieren“. Auch diese Initiative passt zu Musk’s Wunsch, Lösungen zu finden für die größten Herausforderungen der Menschheit. Höchstes Ziel ist es, die Chancen auf eine positive Zukunft zu erhöhen. Und diese Vision betrifft nicht nur den Planeten Erde. Denn als Musk das Unternehmen SpaceX aufbaute, ging es ihm nicht nur darum, Satelliten in die Umlaufbahn bringen oder die internationale Raumstation versorgen zu können, im Laufe des kommenden Jahrhunderts möchte er aus dem Menschen ein multiplanetares Lebewesen machen, das den Mars besiedelt. Mit mindestens einer Million Menschen. SpaceX arbeitet derzeit an einer großen Rakete, die Menschen zum Mars befördern soll. Hört sich unglaublich an, aber besser Sie wetten nicht gegen einen Mann, der bewiesen hat, dass er Science-Fiction-Visionen zur Realität machen kann. •