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Die Botschaft der Brunnen

Von Joanna Hruby

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Veröffentlicht in Ibicasa Magazine am 15/02/2019 Sharing Link

Seitdem die ersten Ausländer vor über 60 Jahren an die Küsten der Insel gespült wurden, sagt man unserer kleinen, mit Pinien bewachsenen Mittelmeerinsel nach, sie ziehe spirituelle Sucher an. Beatniks, Aussteiger, Hippies und andere suchten hier nach dem Sinn des Lebens und alternativen Lebenswegen. Sie brachten viele unterschiedliche und exotische spirituelle Techniken und Ideen auf die Insel. Aber wie steht es mit den ursprünglichen spirituellen Traditionen Ibizas? Unter dem glitzernden, modernen Ibiza verbergen sich nämlich diverse uralte Rituale, durch die sich die Einheimischen mit ihrem Land und den Naturzyklen verbunden fühlten. Um welche alten Traditionen handelt es sich? Bergen sie wichtige Botschaften für uns, in einer Zeit, in der die Insel mit den Veränderungen zu kämpfen hat, die durch den Massentourismus ausgelöst werden?
Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, müssen wir in der Zeit zurückreisen und ein Gefühl für das Inselleben entwickeln, das existierte, bevor die ersten neugierigen Ausländer einreisten. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war Ibiza eine arme Insel, auf der die meisten Menschen von der Landwirtschaft lebten. Aufgrund der langen trockenen Sommer war der Zugang zu frischem Wasser der Schlüssel für eine erfolgreiche Ernte – und damit auch für das Wohlergehen der Menschen. Das kostbare Nass wurde durch ein Brunnensystem aus den Grundwasserleitern an die Oberfläche befördert. Die Insulaner mussten auf diese kleinen, weißgewaschenen Steinstrukturen vertrauen, die sie mit diesem wichtigen Gut versorgten, das sie nährte und am Leben erhielt. Jenseits dieser praktischen Zwecke spielten Brunnen und Quellen aber auch eine tiefere kulturelle und spirituelle Rolle.

Für die Bevölkerung, die isoliert auf dem Land lebte, waren sie ein wichtiger sozialer Treffpunkt. Sie waren geschätzte Symbole des Lebens, der Fruchtbarkeit und der Erneuerung. Dort bedankten sich die Menschen bei der Göttin Tanit, die seit der phönizischen Epoche vor über 2.500 Jahren auf Ibiza verehrt wurde. An einigen der ältesten Brunnen finden sich faszinierende Spuren dieser Götteranbetung in Form von Motiven und Symbolen, die mit tiefroten Pigmenten auf Steine oder Mauerwerk gemalt wurden und die dem markanten ockerfarbenen Farbton der Inselerde gleichen. Einer dieser Brunnen ist Font d’en Miquelet, der sich an der alten Straße zwischen Sant Mateu und Santa Gertrudis befindet. Auf einer Steintafel im Inneren der Brunnenkammer sind Reste eines feingezeichneten Lebensbaums zu erkennen, ein archetypisches Symbol, das die Welt der Natur mit dem heiligen, mythologischen Kosmos verbindet. Am Brunnen Font de Can Prats in der Nähe von Atzaró führen Treppenstufen hinab in einen engen unterirdischen Tunnel. Oberhalb der Quelle ist ein verblichener Kreis mit nach außen verlaufenden Strahlen zu erkennen. Es heißt, dass die Sonnenstrahlen am Tag der Wintersonnenwende direkt in den Tunnel fallen und sich perfekt mit dem Bild im Inneren verbinden. Dies symbolisiert die heilige Union zwischen dem Maskulinen und Femininen.

Die Millionen von Urlaubern, die Ibiza jedes Jahr besuchen, interessieren sich kaum für dieses uralte Brauchtum. Seitdem der Massentourismus Ende der 1960er Jahre auf der Insel eingezogen ist, werden die begrenzten Wasserressourcen dafür verwendet, den riesigen Wasserbedarf zu decken, der durch diesen saisonalen Anstieg der Bevölkerung entsteht. Die meisten Urlauber kommen, um Sonne und Strände zu genießen oder um Partys zu feiern. All das hat kaum etwas mit den ökologischen und ländlichen Traditionen im Inselinneren zu tun. Der Massentourismus hat an vielen Plätzen der Welt für Umweltschäden und kulturelle Veränderungen gesorgt. Auch auf Ibiza ist das so, hier zeigen sich die Symptome der Überausbeutung an Brunnen und Quellen, die einst als die „Seele“ der Insel betrachtet und entsprechend verehrt wurden.
Die unterirdischen Wasserquellen, die von den Phöniziern auch für göttliche Weissagungen genutzt wurden, geben längst einen klaren und deutlichen Hinweis: „Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird es auf Ibiza bald kein Wasser mehr geben.“ Die Hotels, Apartments und Villen an der Küste der Insel verbrauchen große Wassermengen, was nicht im Geringsten nachhaltig ist. Im Laufe der vergangenen Jahre haben die Grundwasserreserven einen rekordverdächtigen Niedrigstand erreicht, etliche der alten Brunnen sind ausgetrocknet. Sowohl kulturell als auch ökologisch hat der Massentourismus die Insel an einen Scheideweg gebracht, und die trockenen Brunnen senden uns eine Botschaft: Wenn wir einen Platz bewohnen, aber dessen uralte Traditionen und Werte nicht schätzen, dann geht die wahre Essenz und Lebenskraft verloren. Wie sieht also die Zukunft aus?

In den vergangenen 50 Jahren haben die Insulaner eine florierende Industrie aufgebaut, die einem Großteil der Bevölkerung neue Möglichkeiten eröffnet und Wohlstand gebracht hat. Die Kultur des modernen Ibizas ist jedoch durch den starken Tourismuseinfluss und die vielen ausländischen Besucher zersplittert. Der Großteil dieser Besucher und die Massentourismusindustrie wissen wenig über die Geschichte der Insel, ihre Traditionen, Folklore und das uralte Brauchtum. Es ist Sache der Regierung, Unternehmen zu kontrollieren, die ökologische Schäden anrichten. Auch sollte man das internationale Image der Insel verändern und Urlaubern die interessante und authentische Kultur der Insel näherbringen. Wenn sich die Grundeinstellung verändert, besteht die Chance, einen neuen, ausgeglichenen, respektvolleren und nachhaltigeren Tourismus zu entwickeln.

Bis es soweit ist, kann jeder von uns damit beginnen, selbst einen positiven Beitrag zu leisten. Viele von uns haben sich von der vielseitigen und exotischen spirituellen Freiheit Ibizas angezogen gefühlt, aber womöglich ist es an der Zeit, ein spirituelles Brauchtum zu erforschen, das untrennbar mit der Erde verbunden ist, auf der wir leben. Mit all ihren Mythen, Traditionen und Ritualen, denen sich die Insulaner seit tausenden von Jahren verbunden fühlten. Einer dieser Bräuche wird immer noch aktiv praktiziert. Man kann ihn an Sommerabenden in der Nähe vieler dieser alten Brunnen erleben. Dort werden Feste mit Folkloretänzen zelebriert, um den Brunnen Dank zu sagen für die Ernte, die sie ermöglichen. Bei diesen stimmungsvollen und fröhlichen Zusammenkünften fließt der Landwein in Strömen, denn an diesen Tagen huldigen mehrere Generationen gemeinsam einer Tradition, die auf der „Partyinsel“ Ibiza seit über zweitausend Jahren existiert: Sie ehren die kostbaren, lebensspendenden Eigenschaften des Wassers. Wenn wir Ibizas mysteriöse und uralte Kultur respektieren und pflegen, werden die Brunnen der Insel vielleicht eines Tages wieder überquellen vor lebensspendendem Wasser.

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